Rahmenbedingungen der BIP und sonstige Aufgaben
Was ist das Besondere an der Beschwerdebearbeitung im Kontext der psychiatrischen Versorgung?
Das Besondere bei Beschwerden im Rahmen der psychiatrischen Versorgung liegt, im Vergleich zu anderen Dienstleistungsbereichen, in den zum Teil massiven Einschränkungen von Persönlichkeitsrechten, die die Psychiatrie-Erfahrenen erleben. Oft geht dies einher mit der Erfahrung von Entmündigung und Fremdbestimmung. Darüber hinaus ist die Situation der Psychiatrie-Erfahrenen häufig geprägt von einer existenziellen Abhängigkeit von den für sie zuständigen Professionellen, welche zum Teil mit einem eingeschränkten Zugang zu Alternativen einhergeht. Die Psychiatrie-Erfahrenen sind oft in prekären und zugespitzten Lebenssituationen. Sie verfügen meist nur über ein eingeschränktes soziales Umfeld, was dazu führt, dass sie eher isoliert leben. Zudem gestaltet sich das Kommunikationsverhalten mancher Psychiatrie-Erfahrenen schwierig, was dann auch schon oft Bestandteil der Beschwerde ist. Diese Aspekte beeinflussen das Verhalten beim Vortragen einer Beschwerde im psychiatrischen Bereich und machen die Bearbeitung von Beschwerden zu einer besonderen Herausforderung für alle Beteiligten.
Seit wann gibt es die BIP und wie ist sie entstanden?
Entstanden ist die BIP auf Grundlage der Rahmenkonzeption für ein „Sozialpsychiatrisches Beratungs- und Beschwerdemanagement“ in Berlin, die vom damaligen Landes beauftragten für Psychiatrie, Herrn Beuscher, in einer trialogisch zusammengesetzten Arbeitsgruppe 2008 erarbeitet wurde. Gegründet wurde die BIP am 1. Juli 2010. Die offizielle Eröffnung der BIP fand am 2. Februar 2011 statt.
Wie wird die Arbeit der BIP finanziert?
Der Träger der BIP ist Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V., die Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung. Gefördert wird die BIP seit dem 01. Juli 2010 durch die für Gesundheit zuständige Senatsverwaltung im Rahmen des Integrierten Gesundheitsprogramms (IGP). Hierbei handelt es sich um jährlich neu zu beantragende Zuwendungen, die es ermöglichen, die BIP zu betreiben.
Ist die BIP unabhängig?
Die BIP ist insofern unabhängig, dass der Träger Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. selbst keine Angebote im Rahmen der psychiatrischen Versorgung anbietet. Unsere Arbeit wird durch die Senatsverwaltung für Gesundheit finanziert. Damit geht die Verpflichtung einher, die Konzeption der BIP und damit die inhaltliche Ausrichtung sowie die grundsätzliche Arbeitsweise der BIP mit der Senatsverwaltung abzustimmen.
In unserer täglichen Arbeit und insbesondere der Beschwerdebearbeitung sind wir jedoch unabhängig von Weisungen.
Wie ist die BIP vernetzt?
Von hoher Bedeutung für die Akzeptanz und die Qualität der Arbeit ist die kontinuierliche Vernetzung mit den Akteurinnen und Akteuren des psychiatrischen Versorgungsystems sowie angrenzender Hilfesysteme. Dazu zählen sowohl professionelle Strukturen als auch die Betroffenen- und Angehörigenverbände und -initiativen.
Angesichts der hohen Beschwerdeauslastung gibt es jedoch nur eine begrenzte Zahl an Gremien, die von der BIP kontinuierlich besucht werden. Dies sind neben der Fachgruppe Psychiatrie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands LV Berlin e. V. mit thematischen Untergruppen, dem Arbeitskreis für Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher sowie weiteren Arbeitsgruppen von Gesundheit Berlin-Brandenburg e. V. auch die Treffen der Berliner Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (BGSP).
Schwerpunktmäßig nehmen die Mitarbeitenden der BIP meist auf Einladung an einzelnen Veranstaltungen und Sitzungen des psychiatrischen Versorgungssystems teil. Zentral ist hierbei die Vorstellung der Arbeit der BIP und eine Rückmeldung zum jeweiligen Beschwerdeeingang und Beschwerdethemen.
Auf Bundesebene vernetzt sich die BIP mit dem Bundesnetzwerk unabhängiger Beschwerdestellen.
Ende 2017 wurde die BIP vom Abgeordnetenhaus in den Landesbeirat für psychische Gesundheit gewählt.
Die BIP hat einen trialogischen Ansatz. Was bedeutet das?
Im Konzept der BIP ist die Ausrichtung am trialogischen Ansatz festgeschrieben. Das heißt, es wird bei der Zusammensetzung des Teams darauf geachtet, dass Mitarbeitende mit beruflichem Hintergrund sowie Psychiatrie-Erfahrene und Angehörige vertreten sind, um so die beteiligten Perspektiven in die alltägliche Arbeit mit einzubringen.
Was macht die BIP sonst noch?
Über die konkrete Unterstützung im Zusammenhang mit einer Beschwerde hinaus soll die BIP dazu beitragen, das Beschwerdemanagement und die Qualität der psychiatrischen Versorgung in Berlin zu verbessern. Dies wird in der Rahmenkonzeption für ein „Sozialpsychiatrisches Beratungs- und Beschwerdemanagement“ in Berlin sowie in der Konzeption der BIP festgelegt. Um dies zu ermöglichen, wurden für die BIP weiterführende Aufgaben definiert. Dazu gehört es, Beschwerde- und Unterstützungsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit präsent zu machen. Dies setzt die BIP im Rahmen von Veranstaltungen und durch die Veröffentlichung von Broschüren und Flyern um.
Ein weiterer Aufgabenbereich ist die Vernetzung mit bestehenden Beschwerdeeinrichtungen – insbesondere den Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprechern und den bezirklichen Beschwerdestellen. Ziel ist es, deren Sichtbarkeit und Funktion zu stärken. Zur Qualifizierung der psychiatrischen Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher richtet die BIP regelmäßig Fortbildungen aus. Die Themen orientieren sich an den Wünschen der Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher. Um darüber hinaus einen niedrigschwelligen Austausch zu ermöglichen, lädt die BIP seit Juli 2013 am ersten Montag des Quartals die Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher zu einem „Stammtisch“ ein.
Die BIP ist auch damit beauftragt die Besuchskommissionen nach § 13 PsychKG in ihrer Arbeit zu unterstützen. Dabei nimmt die BIP beispielsweise an den Sitzungen Besuchskommissionen teil und koordiniert die Kommunikation mit den zu besuchenden Kliniken.
Darüber hinaus ist es Aufgabe der BIP, Trägern Rückmeldung zu Beschwerdeeingängen zu geben, auf strukturelle Mängel aufmerksam zu machen und sich über die Umsetzung des internen Beschwerdemanagements auszutauschen.